ZURÜCK

Erschienen:

Landshuter Zeitung; 2.Februar 2017

 

Der besondere Tipp -  Rebellion gegen Rom

 

von Werner Schäfer      

 

 

 

„Rebellion gegen Rom. Der Hinterhalt im Teutoburger Wald“ heißt ein historischer Roman von Emanuel Speiseder, der in diesem Jahr erschien. Der Autor stammt aus der Straubinger Gegend und wuchs hier auf. Nach dem Studium des Medienmarketings ging er beruflich in den Bereich der Marketingkommunikation und arbeitete unter Anderem für eine Agentur in Bogen und einen lokalen Radiosender in München. Seine Liebe zur Geschichte, speziell zur Alten Geschichte, die den Sohn eines in Straubing sehr bekannten Schulmannes seit Kindesbeinen begleitet, veranlasste ihn zur Abfassung einer historischen Romanerzählung um eine besonders spektakuläre Persönlichkeit der römischen und germanischen Geschichte, Armin den Cherusker. Speiseder unternahm neben einer umfangreichen Recherche der Quellen und der Sekundärliteratur auch Studienreisen zu den Schauplätzen seiner Handlung. Sie führten ihnen nach Rom, an die Orte der ehemaligen Kastelle von Mainz, Xanten und Haltern sowie nach Kalkriese bei Osnabrück, den mutmaßlichen Schauplatz der sogenannten Varus-Schlacht, in der ein römisches Heer im Jahre 9 n. Chr. vernichtend geschlagen wurde und drei Legionen verlor.

Kann man wirklich, selbst mit den freien Gestaltungsmöglichkeiten des Geschichtsromans und mit gut lesbarem Großdruck, ein Werk von fast 600 Seiten über ein mehrtägiges Kampfgeschehen und Gemetzel verfassen, das 2000 Jahre zurückliegt? Wohl kaum. Auch Emanuel Speiseder hat dies nicht bezweckt, seine „Rebellion gegen Rom“ ist sehr viel mehr als der „Hinterhalt im Teutoburger Wald“. Es ist eine Lebensgeschichte des Arminius, eingebettet in die Geschichte und Kulturgeschichte der Zeit des Kaisers Augustus und der damals noch andauernden römischen Expansionspolitik. Im letzten Teil des Romans nehmen dann die Schlacht und die Rekonstruktion ihres möglichen Verlaufs tatsächlich einen breiten Raum ein.

 

Bei Speiseder ist Armin ein Findelkind, das dann doch – wie es die Historiker annehmen – als Sohn des Germanenführers Segimer identifiziert wird und nach bewegten und gefährlichen Jugendjahren an der Seite seines Bruders Farold, später römisch Flavius, als junger germanischer Fürst in römische Dienste aufgenommen wird und in die höheren Gesellschaftskreise aufsteigt. Arminius erlebt die Welt Roms mit ihrem Luxus aber auch mit ihren Intrigen, ihrer Hinterlist und ihren Mordgelüsten unter der Decke der Zivilisation. Die Liebe zum Bruder ist im Roman eine Konstante in Armins Leben, wird geradezu zwanghaft und immer wieder handlungsbestimmend. Als römischer Ritter und hoher Offizier führt Arminius erfolgreich Krieg in den pannonischen Provinzen Roms und lernt die römische Kriegstaktik kennen und anwenden. Auch übersteht er eine schwere Verwundung und fasst den Entschluss zur Rückkehr an den Rhein nach Germanien. Dort ist ihm das Vertrauen des römischen Statthalters sicher, auch als er nach der Ermordung einer bedrohlichen Orakelfrau, die wie aus dem Dunkel seiner Vergangenheit aufsteigt, Tusnelda, der Tochter des Fürsten Segest begegnet und nun beginnt, die „Rebellion gegen Rom“ vorzubereiten. Er wird Teil einer germanischen Verschwörung und zum Strategen der großen Schlacht. Statthalter Publius Quintilius (Varus) schlägt alle Warnungen vor Arminius in den Wind, die Folgen müssen seine Soldaten in einem bestens geplanten, fürchterlichen Gemetzel erleiden. Der „Kampf um Germanien“, um römische Vorherrschaft und Führerschaft unter den Germanen ist jedoch noch offen. Ebenso offen bleibt in Speiseders historischem Roman auch der weitere Lebensweg des Siegers in der Schlacht im Teutoburger Wald.  .

Emanuel Speiseders spannende, flüssig formulierte und auf einem soliden Faktengerüst aufbauende literarisch-geschichtliche Erzählung schildert die Welt der Germanen und Römer nicht in einem romantisierenden Licht. Der Autor verfällt nicht in Hollywood-Klischees oder in die Art der manchmal zum Kitsch neigenden, letztlich historisch fragwürdigen bis falschen Schaudarbietungen auf Römerfesten oder an archäologischen Stätten.

Die häufige Zerstrittenheit der Germanen wird ebenso deutlich wie die Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit der imperialistischen, menschenverachtenden Militärmaschinerie Roms. Im Aufdecken solcher antiker inhumaner Machtstrukturen, denen auch Handeln und Denken vieler seiner Figuren unterliegen, liegt ein besonderer aufklärerischer Wert von Speiseders Roman. Er sei zur Lektüre empfohlen!

ZURÜCK